Hochwasser und Starkregen
Hochwasser
Die Hochwasser der letzten Jahre haben eindrücklich gezeigt, wie aktuell das Thema Hochwasser bei uns in Baden-Württemberg ist. Voraussichtlich wird der Klimawandel die Hochwassersituation in Zukunft noch verschärfen. Viele Akteurinnen und Akteure tragen dazu bei, die nachteiligen Folgen von Hochwasser zu verringern: von der Wasserwirtschaft über die Kommunen bis hin zu den Unternehmen sowie Bürgerinnen und Bürger.
Die Basis für ein zielgerichtetes Handeln bildet die Kenntnis über das lokale Hochwasserrisiko. Deswegen werden in Baden-Württemberg Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten erstellt, die die Überflutungsgefahr (Fläche und Tiefe) und die betroffenen Nutzungen an rund 11.300 Gewässerkilometern räumlich darstellen. Eine besondere Bedeutung haben die Überflutungsflächen eines hundertjährlichen Hochwassers, die in Baden-Württemberg gesetzlich festgesetzte Überschwemmungsgebiete darstellen. In diesen Gebieten gelten gemäß dem deutschen Wasserhaushaltsgesetz Nutzungsbeschränkungen, unter anderem gilt dort ein Bauverbot.
Die Hochwassergefahren- und Hochwasserrisikokarten sowie die Hochwasserrisikomanagementpläne und Maßnahmenberichte für Oberriexingen können im Hochwasserportal des Landes eingesehen werden.
Starkregen
Von Starkregen spricht man, wenn es in kurzer Zeit und lokal begrenzt intensiv regnet. Der Deutsche Wetterdienst spricht von Starkregen bzw. auch Starkniederschlag, wenn in einer Stunde mehr als 10 Millimeter beziehungsweise in 6 Stunden mehr als 20 Millimeter Regen fallen. Gerade in den Sommermonaten verursacht Starkregen in Verbindung mit heftigen Gewittern oft große Schäden. Denn im Gegensatz zu Hochwasser an großen Flüssen ist der genaue Ort und Zeitpunkt kaum vorherzusagen und kann für die Betroffenen sehr überraschend auftreten.
In hügeligem oder bergigem Gelände fließt das Wasser zum großen Teil außerhalb von Gewässern auf der Geländeoberfläche als sogenannte Sturzflut ab. Solche Sturzfluten verfügen über hohe Strömungskräfte und können große Mengen an Treibgut (wie Holz, Heu- und Silageballen) und erodierte Materialien wie Boden oder Geröll mit sich reißen. Dieses Material sammelt sich an Verdolungseinläufen, Verrohrungen, Brücken, Stegen, Zäunen oder Rechen. Durch den Rückstau wird das umliegende Gelände überflutet und es kann zu weiteren schweren Schäden an Gebäuden und Infrastruktur kommen.
Mithilfe der Starkregengefahrenkarten können Kommunen einschätzen, wo sich Oberflächenabfluss sammelt und wo er abfließt. Auf dieser Grundlage können Städte und Gemeinden Maßnahmen erarbeiten, die mögliche Schäden im Ernstfall vermeiden oder zumindest spürbar verringern.
Die Stadt Oberriexingen hat erfolgreich das Starkregenrisikomanagement nach den Vorgaben der LUBW durchgeführt und bietet auf dieser Seite Bürgerinnen, Bürgern und Unternehmen die Starkregengefahrenkarte zur Einsicht und zur privaten Risikoabschätzung an. Anhand der weiterführenden Informationen lassen sich daraufhin Maßnahmen zur geeigneten Gefahrenabwehr ableiten.
Nachfolgend finden Sie die Interpretationshilfe und die Karten mit der Überflutungsausdehnung zum Herunterladen:
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Hinweise zur Interpretation:
Das der Simulation zugrunde liegende Modell kann kleine Strukturen von wenigen Dezimetern (z.B.: einzelne Treppenstufen, Mauern, Bordsteinkanten o.ä.) nicht vollständig detailgetreu abbilden. Es ist deshalb möglich, dass sich die kleinräumig einstellende Überflutungssituation von den Simulationsergebnissen unterscheidet.
Zu beachten ist weiterhin, dass die Berechnungsergebnisse auf den Daten eines bestimmten Zeitpunktes basieren. Die Siedlungsstruktur befindet sich in einem ständigen Wandel. Daher kann die Berechnungsgrundlage und damit die potenzielle Überflutung von der aktuellen Situation abweichen. Beispiele sind Baustellen, Um-/Neubau von Gebäuden, Änderung der Straßenführung, etc. - Detailkarte Überflutungsausdehnung Bereich 2
- Detailkarte Überflutungsausdehnung Bereich 3
- Detailkarte Überflutungsausdehnung Bereich 4
Nachfolgend finden Sie Karten und Animationen für das außergewöhnliche Ereignis zum Herunterladen:
- Detailkarte Überflutungstiefe außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 1
- Detailkarte Fließgeschwindigkeit außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 1
- Detailkarte Überflutungstiefe außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 2
- Detailkarte Fließgeschwindigkeit außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 2
- Detailkarte Überflutungstiefe außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 3
- Detailkarte Fließgeschwindigkeit außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 3
- Detailkarte Überflutungstiefe außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 4
- Detailkarte Fließgeschwindigkeit außergewöhnliches Abflussereignis Bereich 4
- Animation außergewöhnliches Abflussereignis (MP4-Videodatei)
Wie kann ich mich weiter informieren?
- Filmreihe „Bist Du vorbereitet“ https://www.seivorbereitet.de/
- Starkregenrisikomanagement Baden-Württemberg https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/wasser/starkregenrisikomanagement
- Informationen wie Sie mit gezielten Vorsorgemaßnahmen auf dem eigenen Grundstück aktiv vorsorgen und ihr Gebäude vor eindringendem Wasser bei Starkregen schützen können, finden Sie in dem Flyer "Starkregen - Schützen Sie Ihr Gebäude vor eindringendem Wasser!" sowie unter folgendem Link: www.hochwasserbw.de/was-ist-starkregen
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Naturgefahr Starkregen https://www.bbk.bund.de/DE/Themen/Risikomanagement/Baulicher-Bevoelkerungsschutz/Schutz-vor-Naturgefahren/Starkregen/starkregen_node.html
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Hochwasser-Pass https://www.hochwasser-pass.info/quickcheck
- Umfassende Informationen zum Thema Überflutungsschutz https://www.fib-bund.de/Inhalt/Themen/Hochwasser/
FAQs:
Welche Vorkehrungen sind für Starkregen oder Hochwasser zu treffen?
Starkregen und Sturzfluten sind kaum vorherzusehen und können jeden treffen. Treffen Sie Vorkehrungen, um ihr Eigentum zu schützen und die kommunale Entwässerung zu unterstützen. Schon mit kleinen Maßnahmen können Sie Schäden an Ihren Gebäuden vermeiden.
Maßnahmen für Hauseigentümer und Mieter:
- Informieren Sie sich über die Gefahrensituation Ihres Hauses anhand der Hochwasser- und Starkregengefahrenkarten. Diese zeigen, welche Bereiche betroffen sind, wenn das Gewässer über die Ufer tritt und ist über den Umwelt-Daten und -Karten Onlinedienst UDO einsehbar: https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/
- Sichern Sie sich finanziell ab durch eine Elementarversicherung. Schäden durch Starkregen und Sturzfluten sind nicht automatisch in Ihrer Hausrat- oder Haftpflichtversicherung inbegriffen. Achten Sie darauf, ob witterungsbedingte Schäden (Regen) und Schäden durch ausufernde Gewässer (Hochwasser) mitversichert sind.
- Dokumentieren Sie vorab Ihr intaktes Eigentum für die Schadensanzeige nach dem Starkregenereignis.
- Begrenzen Sie den Wasserzufluss und schaffen Sie aktiv Versickerungsmöglichkeiten. Achten Sie darauf, Flächen zu entsiegeln und zu bepflanzen, Regenwasser mittels Zisternen zu nutzen, Gartenmauern und Retentionsbecken zu bauen bzw. zu erhöhen.
- Sorgen Sie vor, um den Wassereintritt zu vermeiden! Bauen Sie Rückstauklappen bzw. Hebeanlagen ein um den Rückstau durch den Abwasserkanal ins Gebäude zu unterbinden beziehungsweise um das Abwasser in den Kanal zu befördern. Informieren Sie sich hierzu bei einem zuständigen Fachbetrieb für Sanitär-Heizung-Klima-Innung. Achten Sie auf wasserunempfindliche Baustoffe und prüfen Sie horizontale und vertikale Wandabdichtungen.
- Erstellen Sie einen privaten Alarm- und Einsatzplan. Sprechen Sie sich mit Nachbarn ab, falls Sie arbeits- oder urlaubsbedingt nicht vor Ort sind.
- Schalten Sie den Strom für gefährdete Gebäudeteile ab (im Akutfall und ggfls. vor Reisen). Sichern Sie Chemikalien, Gifte, Ihre Heizungsanlage und die Öltanks.
Maßnahmen für Unternehmer:
- Informieren Sie sich über die Ihre individuellen Risiken anhand der Hochwasser- und Starkregengefahrenkarte. Diese zeigt, welche Bereiche betroffen sind, wenn das Gewässer über die Ufer tritt und ist über den Umwelt-Daten und -Karten Onlinedienst UDO einsehbar: https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de/
- Prüfen Sie den Schutz Ihres Betriebsgeländes und welche Gefahren für Ihren Betrieb drohen (z.B. Energieversorgung).
- Richten Sie technische Schutzvorrichtungen ein, um Ihr Gebäude sowie Maschinen und Betriebsmittel zu sichern.
- Prüfen Sie, welche Gefahren von Ihrem Betrieb ausgehen könnten (z.B. Lagerung von Chemikalien) und sprechen Sie sich evtl. mit Feuerwehr oder Dritten ab.
- Klären Sie vorab etwaige Haftungsfragen und prüfen Sie Ihre Versicherungsverträge sowie finanziellen Rücklagen für den Schaden durch Hochwasser und Starkregen und etwaigen Betriebsausfall.
- Erstellen Sie einen betriebsbezogenen Notfall- und Krisenmanagementplan und führen Sie regelmäßige Notfallübungen durch. Bestimmen Sie vorab die Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten im Betrieb (z.B. Dokumentation des Schadens, rechtzeitiges Wegfahren des KfZ-Fuhrparks, Klärung der Entscheidungswege).
Wenden Sie sich je nach Fragestellung an die Experten der unterschiedlichen Gewerke wie Architekten, Tiefbauunternehmen, Sanitärdienstleister, Fensterbauer, Versicherungsdienstleister, etc.
Mehr Informationen finden Sie auf www.hochwasser-bw.de, in der Rubrik "Aktiv werden“ unter dem Link „Während des Hochwassers“.
Was tun, wenn Starkregen oder Hochwasser droht?
Bei einem Starkregenereignis fallen teilweise mehr als 100 Liter pro qm in einem Zeitraum von ein bis zwei Stunden. Das entspricht etwa einem Siebtel dessen, was in Baden-Württemberg normalerweise innerhalb eines ganzen Jahres fällt. Bei derart heftigen Niederschlägen ist es wichtig, dass Sie bereits im Vorfeld einen persönlichen Notfallplan erstellen.
Bitte beachten Sie folgende Punkte:
Maßnahmen für Hauseigentümer & Mieter:
- Verschließen Sie leck geschlagene Tanks, um das Risiko einer Explosionsgefahr zu vermeiden.
- Der Schutz von Menschenleben hat oberste Priorität und Vorrang vor dem Erhalt von Sachwerten!
- Schalten Sie den Strom vollständig ab.
- Befolgen Sie die Anweisungen der Rettungskräfte.
- Gehen Sie nicht in Keller oder Tiefgaragen. Bereits wenige Zentimeter Wasser können Türen blockieren und eine Flucht unmöglich machen.
- Bei einem Einsatz ist die Feuerwehr stark ausgelastet. Kontaktieren Sie diese nur in dringenden Notfällen, wenn beispielsweise gefährdete Person(en) in Sicherheit gebracht werden müssen oder Schadstoffe wie Heizöl und/oder Gasgeruch austreten. Ansonsten gilt: Wenden Sie sich an Gleichgesinnte und organisieren Sie Nachbarschaftshilfe.
- Vermeiden Sie überflutete Straßen und Flächen. Die starke Strömung kann Sie mitreißen und Ihrem Auto droht ein Motorschaden.
- Erst wenn das Wasser steht oder abfließt, dürfen Sie anfangen, geflutete Räume auszupumpen. Ein vorschnelles Abpumpen kann zu Stabilitätsverlusten und dauerhaften Schäden am Mauerwerk Ihres Hauses führen.
Ergänzende Maßnahmen für Unternehmer: - Halten Sie den Informationsfluss mit dem internen Krisenstab, Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten aufrecht.
Mehr Informationen finden Sie auf www.hochwasser-bw.de, in der Rubrik "Aktiv werden“ unter dem Link „Vor dem Hochwasser".
Was tun nach einem Starkregen oder Hochwasser?
Nach dem Rückgang des Wassers muss so schnell wie möglich der Normalzustand wiederhergestellt werden. Eine zielgerichtete Nachsorge kann das Ausmaß der Schäden begrenzen und Folgeschäden verhindern.
Hierbei sollten Sie folgende Punkte beachten:
- Entsorgen Sie verunreinigte Gegenstände, Bauteile und offene Lebensmittel. Sandsäcke sind als Sondermüll zu entsorgen. Kontaktieren Sie hierfür Ihre Kommune.
- Prüfen Sie elektrische Geräte, Heizungen, Tankanlagen und Kamine, bevor Sie sie wieder in Betrieb nehmen.
- Dokumentieren Sie alle Schäden durch Fotos oder per Video und melden Sie diese umgehend Ihrer Versicherung.
- Markieren Sie erreichte Wasserstände im und am Gebäude durch Striche oder Kennzeichnungen.
- Beginnen Sie mit dem Auspumpen des Kellers erst, wenn das Wasser komplett abgelaufen ist. Ein vorschnelles Abpumpen kann zu Stabilitätsverlusten und dauerhaften Schäden am Mauerwerk führen.
- Trocken Sie betroffene Bereiche so schnell wie möglich. Unter Umständen sollten Kellerfenster und Türen ausgehängt werden. Falls eine Durchlüftung nicht ausreicht, besorgen Sie spezielle Trocknungsgeräte. Diese können Sie im Fachhandel oder im Baumarkt kaufen oder ausleihen. Sogenannte Gas-Bautrockner können zielgerichtet auf nasse Wände angesetzt werden und sind zudem preiswert und effektiv. Sie können die Trocknung auch von einer Fachfirma durchführen lassen.
- Haben Sie Geduld! Eine vollständige Trocknung der Räumlichkeiten kann Monate oder auch ein ganzes Jahr dauern.
Mehr Informationen finden Sie auf www.hochwasser-bw.de, in der Rubrik "Aktiv werden“ unter dem Link „Nach dem Hochwasser“.
Hochwassergefahren – gesetzliche Pflicht zur Eigenvorsorge
Worauf Bürger (k)einen Anspruch haben
Zunächst ist es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass Hochwasser jeden treffen kann. Selbst wenn sich der Wohnsitz nicht in unmittelbarer Nähe eines Flusses befindet, besteht dennoch die Möglichkeit, Schaden durch Folgen von z.B. Starkregen zu nehmen. Das Wasserhaushaltsgesetz (§ 5 Abs. 2 WHG) besagt daher, dass jede potentiell vom Hochwasser betroffene Person „[…] im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet [ist], geeignete Vorsorgemaßnahmen […] zu treffen […].“
Jede Bürgerin bzw. jeder Bürger kann anhand der sogenannten Hochwassergefahrenkarten prüfen, inwieweit ihr Haus betroffen ist. Diese Karten zeigen grafisch dargestellte Hochwasserszenarien auf, sowie wie tief und an welchen Orten das Wasser stehen würde. Die Karten können u.a. im Internet unter https://udo.lubw.baden-wuerttemberg.de eingesehen werden.
Wer sich in Sicherheit wiegt, weil er glaubt, Hochwasserschutz sei Aufgabe der Kommune, und diese hätte schon in „ausreichendem“ Umfang Schutzmaßnahmen umgesetzt, sollte bedenken, dass ein absoluter Schutz nicht möglich ist. Extremereignisse von nicht planbaren Ausmaßen, Dammbrüche, Verstopfungen von Durchlässen etc. und damit einhergehenden Überflutungen sind schwer planbar. Und wer meint: „Meine Versicherung wird das im Notfall schon regeln.“, der ist angeraten zu überprüfen, ob die bestehende Gebäude- oder Hausratversicherung auch den Schutz vor Elementarschäden beinhaltet. Wenn nicht, dann kann eine ergänzende Elementarschadensversicherung diese Lücke schließen.
Hochwasserschutz ist also eine Gemeinschaftsaufgabe von (potentiell) Betroffenen und Kommunen. Nur so lassen sich Schäden vermeiden – oder zumindest mindern. Die Aufgabe der öffentlichen Verwaltung ist dabei, Bürger zu informieren, Gefahrenabwehr und Katastrophenschutz zu organisieren, technische Schutzmaßnahmen umzusetzen, hochwasserangepasstes Planen, Bauen und Sanieren zu steuern sowie die Bauleitplanung zu optimieren und anzupassen. Die Pflicht zur privaten Eigenvorsorge umfasst Schutzmaßnahmen an Häusern und Anlagen, Versicherungen und insbesondere korrektes Verhalten im Hochwasserfall.