Die Kindergartenfachberatung wird neu aufgestellt

Das Angebot im Evangelischen Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen wird nun von zwei fest angestellten Mitarbeiterinnen übernommen. Ab 2021 ist der Sitz im Andreähaus in Vaihingen.

Die Dienstsiegel und Schreibutensilien waren gezückt und der Unterschriftenreigen im Gemeindehaus bei der Vaihinger Stadtkirche konnte beginnen: Gestern wurde die „öffentlich-rechtliche Vereinbarung über die Bereitstellung und Finanzierung der Kindergartenfachberatung im Evangelischen Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen“ von den anwesenden Trägern unterschrieben und so für die Zukunft neu aufgestellt.

Die Kindergartenfachberatung startete unter etwas anderen Voraussetzungen im September 2004 im Altkirchenbezirk Vaihingen. Das Besondere daran war von Anfang an, dass die Kindergartenfachberatung gemeinsam als Kooperations- und Partnerschaftsmodell getragen wurde von den kommunalen Trägern, den kirchlichen Trägern im Altkirchenbezirk Vaihingen und der Familienbildung Vaihingen, berichtet Dekan Reiner Zeyher. Als Kindergartenfachberaterin habe man damals Heidelinde Finkbeiner-Knapp aus Oberriexingen als freiberufliche Fachberaterin gewinnen können. Sie sei die ideale Besetzung für diese herausfordernde Aufgabe für die kirchlichen Kindergärten im Kirchenbezirk Vaihingen sowie den kommunalen Kindergärten im Bereich der Gemeinden Eberdingen, Sersheim, Oberriexingen, Sachsenheim, Vaihingen und der Familienbildung gewesen. Der Bedarf an Fachberatung in den Kindergärten wuchs stetig an, so wurde die Vereinbarung 2009 und 2012 erweitert und fortgeschrieben mit zuletzt 1100 Stunden jährlich. Die Arbeit der Fachberaterin sei von allen Trägern und vor allem auch Einrichtungen im Altkirchenbezirk Vaihingen sehr geschätzt worden. Es sei für alle überraschend gewesen, dass Finkbeiner-Knapp im Mai die Vereinbarung kündigte mit der Absicht, sich beruflich zu verändern (VKZ hat berichtet).

Anfänglich sei nicht klar gewesen, ob mit dieser Kündigung auch das bewährte Kooperationsmodell zwischen den bisherigen Partner weitergeführt werden könnte. „Das war gschwind unsere Sorge“, sagte Zeyher. Aber jeder habe gesagt, dass die Kindergartenfachberatung fortgeführt werden soll.
Deutlich war jedoch, dass mit dem Stundenkontingent von 1100 Stunden pro Jahr der Beratungsbedarf nicht auf Dauer abgedeckt werden würde. So entschieden sich die Partner, eine 100-prozentige Stelle als Fachberatung zu installieren. Anstellungsträger sollte der zum 1. Januar fusionierte Evangelische Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen sein. Die Wahl erfolgte im Mai und fiel auf die beiden neuen Fachberaterinnen Gertraude Schumacher mit 70 Prozent Anstellung und Anja Werkmeister mit 30 Prozent Anstellung. Beide sind unter anderem Erzieherinnen und bringen Erfahrung als Kita-Leiterin mit.

Der Sitz der Kindergartenfachberatung liegt in Vaihingen und ab dem 1. Januar 2021 werden dort im Andreähaus, in der Heilbronner Straße 19A, die beiden Fachberaterinnen ihr neues Büro beziehen können. Bei der Neuinstallation der Stelle auf der Ebene des Kirchenbezirks sei es ein wichtiges Kriterium für eine gut funktionierende Fachberatung, dass diese nicht Teil der Trägerstruktur ist, sondern im Organigramm der Gesamtstruktur sich als ein Gegenüber zum Träger versteht und abbildet, betonte der Dekan. Die neue Struktur der Fachberatung umfasst auch die Sprach-Fachberatung, die bisher ihren Sitz in Sachsenheim hatte. Zu den Aufgaben der Fachberatung zählt zudem unter anderem die Fortbildung der pädagogischen Fachkräfte, Beratung und Informationen zu fachpolitischen und gesetzlichen Standards zu geben, die Vernetzung der Akteure sowie die Begleitung von Konzeptions- und Qualitätsentwicklungsprozessen.

Oberriexingens Bürgermeister Frank Wittendorfer berichtete von bislang sehr positiv gelaufenen Kindergartenfachberatungen. Zum Thema Kosten der Vollzeitstelle meinte er, man müsse auch beachten, wie viele Kinder, Eltern und Personal betreut werden. Es fallen 43 Einrichtungen mit rund 2500 Kindern in den Tätigkeitsbereich der Fachberaterinnen. Auch Sersheims Bürgermeister Jürgen Scholz berichtete von bestimmten Konflikten, die mit der Fachberatung gelöst worden seien. „Es ist immer gut, wenn man eine neutrale Stelle hat“, befand Scholz.
Für Margit Rösslein von der Familienbildung Vaihingen ist unter anderem das Thema Fortbildungen und Treffen der Leitungen wichtig. Bei schwierigen Situationen im Team oder mit Eltern, sei die Fachberatung schon unentbehrlich gewesen.

Die Zusammenarbeit mit der Fachberatung habe hervorragend funktioniert, bestätigte auch Sachsenheims Bürgermeister Holger Albrich. Mit diesem Modell sichere man die hohen Standards in den Kitas. Ein Wachstum der Anzahl der Kita-Plätze müsse auch qualitativ getragen werden. „Das kostet natürlich Geld, aber das ist es uns auch wert“, sagte Albrich. Auch in Häfnerhaslach im Kindergarten Sterntaler habe die Fachberatung geholfen, Sachverhalte aufzuarbeiten. Die Mitarbeiterinnen seien vollumfänglich rehabilitiert, so Albrich.

Der Kindergartenpfarrer für den Kirchenbezirk und Pfarrer in Großsachsenheim, Dieter Hofmann, betonte, dass durch die Fachberatung eine Synchronisation und Verlässlichkeit erreicht werde.
„Wir sehen uns als Vermittler zwischen den Einrichtungen, den Familien und den Trägern“, sagte Gertraude Schumacher vom Fachberaterinnen-Team. Es sei ermutigend, dass die Träger bereit seien, in Qualität zu investieren. Das sei ein positives Zeichen an die Familien und Einrichtungen. Die Fachberatung sei ein Dienstleistungsangebot und es „ist wichtig, dass wir unabhängig sind und nicht parteiisch“, sagte Anja Werkmeister. Man habe inzwischen die erste Organisation von Fortbildungen begonnen, eine Leiterkonferenz habe stattgefunden. „Es kamen schon Hilferufe bei uns an, wir sind mittendrin“, sagte Werkmeister. Sie wird für die Kommunen Eberdingen und Oberriexingen zuständig sein sowie die Sprach-Kitas betreuen. Gertraude Schumacher ist für die entsprechenden Einrichtungen in Vaihingen, Sachsenheim und Sersheim zuständig.

Unter anderem plant das Tandem, wie Dekan Zeyher das Duo benennt, eine Kennenlernrunde in den Einrichtungen und auch bei den Trägerverantwortlichen, von denen gestern ein Teil schon anwesend war.